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Vortrag | Professioneller Umgang mit Nähe und Distanz in der künstlerischen Ausbildung


Fr., 01.12.2023

Referent*in:

Antje Kirschning (Diplom-Sozialwirtin und Mediatorin, seit 2014 Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, seit 2018 Sprecherin der bukof-Kommission der künstlerischen Hochschulen)

Zielgruppe/n:

alle Angehörigen der Thüringer Hochschulen

 

Anmeldung (Anmeldeschluss 24.11.2023):

gleichstellungsbeauftragte@hfm-weimar.de

13:00-15:00 Uhr
Onlineveranstaltung
Organisation

Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar


Ausgehend von ihren Erfahrungen als Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte der Hochschule für Musik Hanns Eisler reflektiert Antje Kirschning Machtverhältnisse an Kunst- und Musikhochschulen. Die sehr persönliche Atmosphäre des Einzelunterrichts, die engen Beziehungen, das sinnliche Medium der Musik und die Verehrung, die Studierende ihren Lehrkräften oft entgegenbringen, ermöglichen emotionale Übergriffe, psychische Verletzungen und Machtmissbrauch. Die Referentin verdeutlicht, dass vertrauensvolle, wünschenswerte Nähe und angemessene Abgrenzung die Basis für kreative Entfaltung der Studierenden bilden, welche von Lehrenden stets sensibel ausbalanciert werden muss.

Wenn Lehrende von der Bühne in den Unterricht wechseln, müssen sie den Rollenwechsel als Künstler*in und Lehrkraft immer wieder reflektieren. Dies ist eine anspruchsvolle Aufgabe, für die die wenigsten Lehrenden ausgebildet sind. Plötzlich sind didaktische, soziale und psychologische Kompetenzen gefragt. Wegen der #MeToo-Debatte sind zudem viele Lehrende verunsichert, wie vertrauensvolle Nähe und angemessene Abgrenzung professionell umgesetzt werden sollten, ob und wie sie ihre Studierenden z. B. zur Korrektur der Körperhaltung beim Musizieren berühren dürfen, Siezen oder Duzen sollen und ob sie deren Grenzen richtig wahrnehmen oder deuten. Fragen Sie sich manchmal: Wie kann ich all diese Überlegungen in meine Lehre einbauen, und mich selbst dabei wohl fühlen?

Nach einem Input der Referentin zum professionellen Umgang mit Nähe und Distanz in der künstlerischen Ausbildung kann in Gruppen diskutiert werden, wie Einvernehmen über Bedürfnisse nach Nähe und Distanz hergestellt werden kann. Wir tauschen uns aus, wie wir ungezwungen und angstfrei Gespräche über ein angemessenes Verhältnis von Nähe und Distanz im Musikunterricht oder physische und seelische Grenzen führen können. Abschließend werden Überlegungen zusammengetragen, wie jede einzelne Person zu einem respektvollen Lernklima beitragen kann, in dem sich alle Studierenden und alle Lehrenden wohl fühlen.

Antje Kirschning (Diplom-Sozialwirtin und Mediatorin) ist seit 2014 Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin und seit 2018 Sprecherin der bukof-Kommission der künstlerischen Hochschulen. Sie hat in den letzten Jahren Vorträge gehalten zu alltäglichem Sexismus an Musikhochschulen (Weimar, München, Halle, Graz, Wien, Linz, Trossingen, Rostock). In ihren Artikeln setzt sie sich für einen konstruktiven, professionellen Umgang mit Nähe und Distanz in der künstlerischen Ausbildung ein. Antje Kirschning plädiert für (verpflichtende) Weiterbildungen für Lehrende zum professionellen Umgang mit persönlichen Grenzen, entsprechende unbenotete Seminare für Studierende und für einen Werte- und Verhaltenskodex an jeder künstlerischen Hochschule.

Veröffentlichungen:

„Wessen Freiheit ist gemeint? Über den Weg zu mehr Schutz für Studierende darf und soll debattiert werden“ in: Hochschulbeilage der neuen musikzeitung (nmz) 12/2023

„Kunst braucht Nähe. Nähe braucht Regeln. Vom professionellen Umgang mit Grenzen in der musikalischen Ausbildung an Musikhochschulen“ in: „Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt im Hochschulkontext – Herausforderungen, Umgangsweisen und Prävention“ (Sabine Blackmore, Heike Pantelmann hrsg.) 2023

„Sexismus – Übergriffe – Machtmissbrauch überwinden. Vom mühsamen Kulturwandel an Kunst- und Musikhochschulen“ in: Handreichung „Sexualisierter Belästigung, Gewalt und Machtmissbrauch an Hochschulen entgegenwirken“ Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW, Lisa Mense, Heike Mauer Jeremia Herrmann (Hrsg.) 2022, S. 43 – 46

„Das kleine Einmaleins des Miteinanders – warum ein Verhaltenskodex für künstlerische Hochschulen sinnvoll ist“ in: Hochschulbeilage der neuen musikzeitung (nmz) 12/2022

„Me-Too an den Musikhochschulen – Ein Wertekodex als Meilenstein auf dem Weg zu professionellem Umgang mit Nähe und Distanz“ in: üben & musizieren, Zeitschrift für Instrumentalpädagogik und musikalisches Lernen, Schott-Verlag, 4_2018, S. 44-46

„Raum geben, um gut zu sein – Musikstudium im Zeichen der # MeToo-Debatte“ 6/2018

„Das ist doch nicht so gemeint… Über alltäglichen Sexismus an Musikhochschulen“
in: hochschulbeilage der neuen musikzeitung (nmz) 6/2017

„Nein heißt Nein“ – Informationen zu sexualisierter Belästigung, Diskriminierung und Gewalt, Broschüre der HfM, Hrsg.: Frauenbeauftragte und Rektorat, 2016

Handlungsempfehlungen der BuKoF zum Umgang mit sexualisierter Diskriminierung und Gewalt an künstlerischen Hochschulen, Hrsg.: Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen e.V. (bukof), 2016.

Satzung zum Schutz vor Diskriminierung, Belästigung und Gewalt, Satzung der Hochschule für Musik HANNS EISLER Berlin, Hrsg.: Die Rektorin der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, verabschiedet vom Akademischen Senat, 2022.

Bausteine für einen systematischen Diskrimierungsschutz an Hochschulen Hrsg.: Antidiskriminierungsstelle des Bundes, 2020.


Kosten: keine

Anmeldeschluss: 24.11.2023


Anmeldung/Kontakt

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