Prämierung von Abschlussarbeiten
»Vielfalt trifft Wissenschaft«
Preis für Abschlussarbeiten mit Gender- und Diversity-Perspektiven
– English below –
In der zeitgenössischen Forschung spielen die Kerndimensionen von Vielfalt in nahezu allen Fachdisziplinen eine wichtige Rolle: Etwa wenn es um die soziokulturellen Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität in den Geistes- und Sozialwissenschaften, das Einbeziehen der körperlichen Voraussetzungen der Nutzer*innen bei der Technikentwicklung oder die individuellen Bedürfnisse unterschiedlicher Altersgruppen in der medizinischen Früherkennung und Versorgung geht.
Um diese Themenvielfalt an den Thüringer Hochschulen sichtbar zu machen und den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern, schreibt das Thüringer Kompetenznetzwerk Gleichstellung seit 2018 den mit 2.000,-€ dotierten Preis »Vielfalt trifft Wissenschaft« aus. Die nächste Bewerbungsphase startet im Oktober 2023 und wird hier ab September 2023 mit Hinweis auf alle Bewerbungsmodalitäten bekanntgegeben.
Preisträgerin des Jahres 2021 ist Elisabeth Zettel (Friedrich-Schiller-Universität Jena) mit ihrer Bachelorarbeit „Grenzen der Gleichstellungspolitik. Zur Kontinuität geschlechtshierarchischer Arbeitsteilung im deutschen Wohlfahrtsstaat“.
Auf die fünfte Ausschreibung „Vielfalt trifft Wissenschaft“ im Jahr 2022 haben sich insgesamt 29 Absolvent*innen von acht Thüringer Hochschulen (Universität Erfurt, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Bauhaus-Universität Weimar, Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Fachhochschule Erfurt, Technische Universität Ilmenau, Hochschule Schmalkalden und Duale Hochschule Gera-Eisenach) beworben. Unter den eingereichten Arbeiten sind Bachelor- und Masterarbeiten, Staatsexamensarbeiten sowie Dissertationsschriften u.a. aus den Fachbereichen Soziologie, Soziale Arbeit, Medien- und Kommunikationswissenschaft, Wirtschaftswissenschaften, Literaturwissenschaft, Theologie, Religionswissenschaft, Geschichtswissenschaft, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Internationale Beziehungen, Architektur sowie Urbanistik vertreten.
Alle eingereichten Arbeiten werden aktuell vom Wissenschaftlichen Beirat des TKG in einem zweistufigen Auswahlverfahren ausgewertet und voraussichtlich im Mai 2023 der*die Preisträger*in des Jahres 2022 bekanntgegeben.
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ANNOUNCEMENT »Diversity meets science« Prize for theses with gender and diversity perspectives
ANNOUNCEMENT »Diversity meets science« Prize for theses with gender and diversity perspectives
In current day research, the core dimensions of diversity play an important role in almost all disciplines, for example, when it comes to socio-cultural notions of gender and sexuality in the humanities and social sciences, and the consideration of physical conditions of users in technology development or the individual needs of different age groups in medical screening and care.
In order to make this diversity of subjects visible at Thuringian universities and to promote young researchers and scientists, the Thuringian Competence Center for Equal Opportunities (TKG) is awarding the »Diversity Meets Science« prize for theses with gender and diversity perspectives, which is endowed with 2.000,-€ for the fifth time this year.
The award winner of 2021 is Elisabeth Zettel (Friedrich Schiller University Jena) with her bachelor thesis “Boundaries of Gender Equality Policy. On the continuity of gender-hierarchical division of labor in the German welfare state”.
A total of 29 graduates from eight Thuringian universities (University of Erfurt, Friedrich Schiller University Jena, Bauhaus University Weimar, Ernst Abbe University Jena, Erfurt University of Applied Sciences, Ilmenau University of Technology, Schmalkalden University of Applied Sciences and Gera-Eisenach Cooperative State University) applied for the fifth “Diversity Meets Science” call in 2022. The submitted papers include bachelor’s and master’s theses, state examination theses, and dissertation papers from the fields of sociology, social work, media and communication studies, economics, literature, theology, religious studies, history, German as a foreign and second language, international relations, architecture, and urban studies, among others.
All submitted theses and papers are currently being evaluated by the Scientific Advisory Board of the TKG in a two-stage selection process and the award winner for 2022 is expected to be announced in May 2023.
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Bisherige Preisträger*innen und ihre Arbeiten
2018: Ayla Güney mit dem Dokumentarfilm "Bei uns ist das halt so"

2018: Ayla Güney mit dem Dokumentarfilm "Bei uns ist das halt so"
Ayla Güney reichte ihre Masterarbeit in Form des 30 minütigen Dokumentarfilms “Bei uns ist das halt so” an der Bauhaus-Universität Weimar im Fachbereich Medienkunst/Mediengestaltung ein. Im Jahr 2018 wurde Ayla Güney für ihre Arbeit durch das TKG prämiert. In ihrer Arbeit setzt sie sich mit der gewaltvollen Forderung nach Jungfräulichkeit bei jungen Frauen als Kontrolle der weiblichen Sexualität auseinander. Prof.in Dr.in Oksana Arnold der Fachhochschule Erfurt und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des TKG verlieh Ayla Güney in feierlichen Rahmen den Scheck über 2.000 Euro, woraufhin sich Ayla Güney mit den Worten bedankte:
“Durch den wissenschaftlichen TKG Beirat für den Preis „Vielfalt trifft Wissenschaft“ ausgewählt worden zu sein, bedeutet für mich nicht nur die Anerkennung meiner künstlerischen Leistung, sondern unterstreicht auch die Relevanz des Themas, das ich in meiner Abschlussarbeit behandele. Die Ungleichbehandlung unter Geschlechtern und die damit einhergehenden Denk- und Handlungsmuster müssen zwingend beleuchtet und diskutiert werden. Damit Emanzipation und Ermächtigung in unterschiedlichen Lebensbereichen vorangetrieben werden kann, benötigt es materieller, sowie ideeller Unterstützung. Dass Frauen in ihren wissenschaftlichen und künstlerischen Auseinandersetzungen hierbei durch das TKG unterstützt werden, begrüße ich sehr und bin stolz durch diese Einrichtung prämiert worden zu sein. Das Preisgeld gewährt mir Freiheiten in der Planung und Umsetzung neuer künstlerischer Ideen, die sich auch weiterhin dem Themenkomplex der Gleichberechtigung widmen werden.”
2019: Laurentia Bausinger mit der Bachelorarbeit "Differenzkonstruktionen und Otheringprozesse im Kontext Sozialer Arbeit in der Migrationsgesellschaft - Potenzial und Grenzen dekonstruktivistischer Analyseperspektiven"

2019: Laurentia Bausinger mit der Bachelorarbeit "Differenzkonstruktionen und Otheringprozesse im Kontext Sozialer Arbeit in der Migrationsgesellschaft - Potenzial und Grenzen dekonstruktivistischer Analyseperspektiven"
Laurentia Bausinger reichte ihre Bachelorarbeit “Differenzkonstruktionen und Otheringprozesse im Kontext Sozialer Arbeit in der Migrationsgesellschaft” an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena im Fachbereich Sozialwissenschaften ein.
Laurentia Bausinger setzt sich in ihrer Arbeit mit Sprache in der Migrationsgesellschaft auseinander. Diese konstruiert häufig Differenzen, sogenannte Menschen mit Migrationshintergrund werden zu “den Anderen” gemacht (Othering) und damit letztendlich diskriminiert. Dass dies selbst in guter Absicht des Handelns in der Sozialen Arbeit geschehen kann, zeigt Laurentia Bausinger deutlich auf. Das Konzept des Dekonstruktivismus setzt sie dem Problem letztendlich entgegen.
Im Jahr 2019 wurde Laurentia Bausinger schließlich durch das TKG für ihre Arbeit prämiert.
Prof.in Dr.in Oksana Arnold der Fachhochschule Erfurt und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des TKG verlieh Laurentia Bausinger in feierlichen Rahmen den Scheck über 2.000 Euro mit den Worten:
“… die Arbeit [regt] – mehr als alle anderen – zum Nachdenken an und öffnet die Augen – immer mit der Option verbunden, in seinem eigenen Umfeld sensibel für Differenzkonstruktionen und Otheringprozesse zu werden.”
Laurentia Bausinger stellt dem TKG Ihre Abschlussarbeit zur Veröffentlichung zur Verfügung, die hier eingesehen werden kann:
https://www.tkg-info.de/wp-content/uploads/2021/02/BACHELORARBEIT-Laurentia-Bausinger.pdf
2020: Clara Winkler mit der Bachelorarbeit "Women, Peace and Cybersecurity - Widening the Security Discourse by bringing Cybersecurity into the UN Women, Peace and Security Agenda"
2020: Clara Winkler mit der Bachelorarbeit "Women, Peace and Cybersecurity - Widening the Security Discourse by bringing Cybersecurity into the UN Women, Peace and Security Agenda"
2020 haben am nunmehr dritten Preisausschreiben insgesamt 15 Absolvent*innen von sechs Thüringer Hochschulen (der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Universität Erfurt, Fachhochschule Erfurt, Bauhaus-Universität Weimar und Hochschule Nordhausen) mit ihren Arbeiten teilgenommen. Die thematische Palette der eingereichten Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationsschriften war dabei sehr vielfältig – unter den Einreichungen waren Arbeiten aus den Fachgebieten der Soziologie, Geschichtswissenschaft, Sozial- und Verhaltenswissenschaft, Psychologie, Sozialen Arbeit, Internationale Beziehungen, Stadt- und Raumplanung sowie Urbanistik vertreten.
Im Dezember 2020 konnte die Auswahl der preistragenden Arbeit unter den vielen ausgezeichneten Arbeiten durch den Wissenschaftlichen Beirat des TKG als Auswahlgremium abgeschlossen werden:
Der Preis „Vielfalt trifft Wissenschaft“ ging 2020 an Clara Winkler (Universität Erfurt) mit ihrer Bachelorarbeit
„Women, Peace and Cybersecurity. Widening the Security Discourse by bringing Cybersecurity
into the UN Women, Peace and Security Agenda“.
Die prämierte Arbeit beschäftigt sich mit dem Problem der Sicherheit von Frauen im Cyberspace und stellt eine Verbindung zwischen feministischen Sicherheitsstudien und dem hochaktuellen Thema Cybersecurity her:
„Feminists have long been working on redefining security and with other emerging challenges
like cybersecurity such a redefinition gets more urgent than ever before.
Because with traditional security terms the international community is not capable of dealing
with any security threats that appear either in the private sphere and/or contain non-kinetic energy,
and which are carried out by individuals but nevertheless are affecting lives in the whole world.”
(Clara Winkler)
Die Arbeit zeigt, wie bereichernd eine Perspektive der Cybersicherheit für die WPS-Agenda sein kann und dass diese zu Veränderungen der Rechtsnormen für Frauen im internationalen Recht sowie die Art und Weise, wie Gewalt gegen Frauen vom UN-Sicherheitsrat ernst genommen wird, führen könnte.
Clara Winkler stellt dem TKG Ihre Abschlussarbeit zur Veröffentlichung zur Verfügung, die hier eingesehen werden kann:
https://www.tkg-info.de/wp-content/uploads/2021/02/Bacherlor-Thesis_22_Clara-Winkler.pdf
2021: Elisabeth Zettel mit der Bachelorarbeit „Grenzen der Gleichstellungspolitik. Zur Kontinuität geschlechtshierarchischer Arbeitsteilung im deutschen Wohlfahrtsstaat“
2021: Elisabeth Zettel mit der Bachelorarbeit „Grenzen der Gleichstellungspolitik. Zur Kontinuität geschlechtshierarchischer Arbeitsteilung im deutschen Wohlfahrtsstaat“
Am vierten Preisausschreiben „Vielfalt trifft Wissenschaft“ haben Absolvent*innen von fünf Thüringer Hochschulen (Friedrich-Schiller-Universität Jena, Universität Erfurt, Bauhaus-Universität Weimar, Technischen Universität Ilmenau und Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar) teilgenommen. Unter den eingereichten Arbeiten waren Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationsschriften aus den Bereichen Soziologie, Geschichtswissenschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaft, Musikwissenschaft, Internationale Beziehungen, Architektur sowie Urbanistik vertreten.
Preisträgerin im Jahr 2021 ist Elisabeth Zettel (Friedrich-Schiller-Universität Jena) mit ihrer Bachelorarbeit „Grenzen der Gleichstellungspolitik. Zur Kontinuität geschlechtshierarchischer Arbeitsteilung im deutschen Wohlfahrtsstaat“.
Die prämierte Arbeit fragt nach Erfolgen und Grenzen von Gleichstellungspolitik mit besonderem Fokus auf der Wohlfahrtsstaatpolitik in der BRD und der Bedeutung und Kontinuität geschlechtsspezifischer und geschlechtshierarchischer Arbeitsteilung.
Schwierigkeiten in der Umsetzung von Gleichstellungpolitik lassen sich laut der Autorin zusammenfassend auf folgende Problematik zurückführen:
„Institutionalisierte Gleichstellungspolitik ist vor allem einer Eingliederung von Frauen in die männlich geprägte Erwerbsarbeit verschrieben und bleibt oft Formalität zu Image-Zwecken. Dies zeigt sich besonders im neoliberalen Wohlfahrtsstaat, der auch weiterhin auf geschlechtshierarchischer Arbeitsteilung basiert. Eine Beachtung weiblicher Perspektiven, insbesondere hinsichtlich unbezahlter Reproduktionsarbeit, bleibt dabei nachrangig und Möglichkeiten der grundsätzlichen Analyse und Veränderung von Geschlechterverhältnissen – aber auch Lebensverhältnissen insgesamt – ungenutzt. […] Zentraler Grund für bestehende Ungleichheiten bleibt also die Verbindung und wechselseitige Abhängigkeit patriarchaler und kapitalistischer Verhältnisse, die durch die Trennung und Hierarchisierung von Produktion und Reproduktion verdeckt wird. Frauen kommen aus ihrer Rolle nicht heraus, weil sie nur mit zusätzlichen Anforderungen konfrontiert werden, aber keine oder zu wenig Entlastung erfahren.“ (Elisabeth Zettel)
Elisabeth Zettel hat dem TKG Ihre Abschlussarbeit zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Die Arbeit kann hier eingesehen werden: https://www.tkg-info.de/wp-content/uploads/2023/01/BA-Grenzen-von-Gleichstellungspolitik.pdf
Die feierliche Preisverleihung wird im Mai 2023 umgesetzt und soll von einer Posterpräsentation aller eingereichten Arbeiten gerahmt werden. Ziel wird es dabei sein, die Bewerber*innen miteinander ins Gespräch zu bringen und die Vernetzung untereinander anzustoßen sowie die Arbeiten öffentlich zu präsentieren und die Auseinandersetzung mit einer Gender- und Diversityperspektive in Abschluss- und Forschungsarbeiten an den Thüringer Hochschulen weiter anzuregen. Nähere Informationen zur Preisverleihung erhalten Sie in Kürze hier.